Dass Demi Moore auf ihre alten Tage noch einmal in einem waschechten Body Horrorfilm mitspielt, hätten wir kaum für möglich gehalten und doch schafft sie es „The Substance“ von Coralie Fargeat zu einem unterhaltsamen Film werden zu lassen.
Coralie Fargeat, bekannt für den Gewaltthriller Revenge aus dem Jahr 2017, dreht nun den Verstärker etwas auf und legt mit „The Substance“ eine unverschämt ausschweifende Body-Horror-Komödie auf´s Parkett. Ganz im Stile eines Roger Cormans, der den Film mit Sicherheit geliebt hätte. Und obwohl der Film mangelhaft und zugegeben überlang ist, schafft es Demi Moore, als geniale Besetzung darin zu glänzen.
The Substance ist eine grausame Fantasie-Parabel über Körperobjektivierung, die auf der verrückten dysfunktionalen Energie von Roger Vadim und Jane Fonda aufbaut und Anleihen bei Frankenheimer und Cronenberg macht. Es geht darum, dass erfolgreiche Karrieren von Frauen in den Medien und im öffentlichen Leben davon abhängen wie attraktiv sie erscheinen und dass sie gezwungen sind, ein anderes, älteres, weniger sympathisches Ich unter Verschluss zu halten. Doch anders als das Porträt von Dorian Gray kann dieses nicht einfach vergessen werden, sondern muss ständig genährt werden. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Moore spielt im Film die einst beliebte und erfolgreiche Elisabeth Sparkle, eine Frau, die einst ein großer Hollywood-Star war, mittlerweile aber eine Work Out-Fernsehshow moderiert, in der sie in eher altmodischen Trikots und Beinwärmern im Stile der 80er Jahre modelt. Aber auch diese Karriere soll ein Ende finden, als sie ihr Chef kurzerHand feuert. Besagter Chef wird hierbei von Dennis Quaid gespielt, der lächerlich und cartoonhaft überzeichnet ist, was aber durchaus zum Tenor des Films passt. Wenig später in einer Arztpraxis wird Elisabeth von einem mysteriösen jungen Arzt heimlich auf ein neues, inoffizielles Verfahren namens „Substance“ aufmerksam gemacht, mit dem man sich in der Privatsphäre seines Luxusapartments ein neues, umwerfend jüngeres Ich anatomisch aus dem Körper herauspressen lassen kann. Was dann geschieht, kann sich der geneigte Leser vielleicht denken und wir wollen auch nicht vorweg greifen. Nur soviel: Es gibt wieder wunderbare practical FX zu sehen und der Film endet in einem verstörenden Finale, welches man heutzutage nur noch selten zu Gesicht bekommt.
Nun, der Film ist lächerlich und gegen Ende ein wenig redundant, aber Moore genießt den postmodernen Horror ihrer Situation. In seiner Trashigkeit – und, ja, seiner Verweigerung von ernsthafter Substanz – sollte „The Substance“ eigentlich auf VHS-Kassetten herausgebracht und zu Hause als Hommage an die große Ära der Home-Entertainment und Videotheken-Meisterwerke der Schrägheit und Krassheit angesehen werden. Unterm Strich also eine klare Empfehlung für all diejenigen, die schon die schlonzigen Filme der 80er geliebt haben.