Review – Joker: Folie á Deux

Seit dem 04.10.2024 läuft der neue Joker Film mit Untertitel „Folie á Deux“ (zu deutsch in etwa „Wahnsinn zu Zweit“) in den deutschen Kinos, doch kann er an den Vorgänger anknüpfen? Wenn sich ein Film nicht wirklich entscheiden kann, ob er Gerichtsdrama, Comicverfilmung oder Musical sein möchte und diese drei Elemente recht schräg verbindet, dann könnte dies zu Problemen führen.

Die mit Spannung erwartete Fortsetzung des Oscar-prämierten Films „Joker“ von 2019, der die düstere und komplexe Herkunftsgeschichte des ikonischen DC-Schurken Arthur Fleck, gespielt von Joaquin Phoenix, beleuchtet setzt dabei an, wo der erste Teil endete und begleitet unseren Antihelden, der sich nun mit den Konsequenzen seiner Handlungen konfrontiert sieht. Unter der Regie von Todd Phillips und mit der Rückkehr von Phoenix in der Hauptrolle, wird die Geschichte in dieser Fortsetzung weiter vertieft und erweitert. Erweitert insofern, als dass eine neue Figur eingeführt und Art Liebesgeschichte erzählt wird. Und zwar die von Joker und Harley Quinn, hier gespielt von Lady Gaga.

Joaquin Phoenix liefert erneut eine beeindruckende Leistung als Arthur Fleck. Seine Fähigkeit, die inneren Konflikte und die Zerbrechlichkeit des Charakters darzustellen, ist bemerkenswert, zuweilen aber auch überbordend, so dass viele Elemente des Films fast schon Arthaus mäßig und pseudointellektuell herüberkommen. Lady Gaga als Harley Quinn hingegen bringt eine frische Energie in den Film. Ihre Darstellung ist sowohl kraftvoll als auch verletzlich, und sie schafft es, die komplexe Beziehung zwischen Harley und Arthur authentisch darzustellen. Die Chemie zwischen Phoenix und Gaga ist spürbar und trägt zur emotionalen Tiefe des Films bei. Das kann man definitiv nicht von der Hand weisen.

Die visuelle Ästhetik von „Folie à Deux“ bleibt dem düsteren und stylischen Ansatz des ersten Films treu, wobei die cinematographische Arbeit von Lawrence Sher beeindruckend ist und die emotionale Wirkung der Szenen oftmals zu verstärken weiß. Und da es ja auch enorm viele Musical Einlagen gibt, spielt auch die Musik eine zentrale Rolle in der Erzählung. Die Zusammenarbeit zwischen Todd Phillips und dem Komponisten Hildur Guðnadóttir, die bereits für den ersten Film ausgezeichnet wurde, sorgt für eine eindringliche Klanglandschaft, die die emotionale Intensität der Handlung verstärkt. Und auch die gesanglichen Einlagen von Gaga und Phoenix wissen zu überzeugen, sind aber oftmals viel zu lang und überzogen.

„Joker: Folie à Deux“ ist eine mehr oder weniger gelungene Fortsetzung, die sowohl die Stärken des Originals bewahrt als auch neue Wege beschreitet. Und genau dabei liegt auch das Problem. Hätte man sich auf die Stärken des ersten Films berufen, dann wäre diese Fortsetzung wesentlich besser geworden. Man kann den Machern nicht absprechen, erneut Mut in der Umsetzung bewiesen zu haben, doch leider geht dies bei Joker: Folie á Deux oftmals gehörig in die Hose. Zu langatmig und gewollt künstlerisch wirkt das Ganze, wobei man anerkennen muss, dass sowohl Joaquin Phoenix als auch Lady Gaga eine wahrlich gute schauspielerische Leistung abliefern.

Insgesamt ist „Joker: Folie à Deux“ ein mutiger und ehrgeiziger Film, der die Grenzen des Superhelden-Genres weiter verschiebt und damit auch an sein eigenes Limit stößt. Weniger ist manchmal doch mehr, denn mit einem Comicfilm hat dies herzlich wenig zu tun. Eher ist es ein Drama, das mit seinen über 130 Minuten Spielzeit viel zu lang geraten ist und somit auch das ein oder andere mal zum Gähnen einlädt. Schade!