Super Mega Comics #4: Menschenblut

Eine weiterer Bericht über legendäre Comics führt uns dieses Mal nach Deutschland wo im Zeitraum von 1981 bis 2001 insgesamt 37 Ausgaben der eher ungewöhnlichen Comicreihe Menschenblut veröffentlicht wurden. Die Menschenblut Comics richteten sich nämlich an ein eher erwachsenes Publikum, das sich für alternative Comics und Graphic Novels interessiert. Die Mischung aus Horror, Drama und schockenden Elementen sprach vor allem Leser an, die nach neuen, unkonventionellen Erzählformen suchten. Und unkonventionell waren die in schwarz/weiß gehaltenen Hefte in der Tat. Ständig drehten sich die Geschichten um Sex, Gewalt und abgefahrene Protagonisten.

Als die drei Zeichner Michael Hau (BiMi), Rochus Hahn (Robi) und Michael Möller (Mille) das Projekt unter dem Label Comiclabor starteten, war dies auch der Vorläufer der späteren Menschenblut-Reihe, die die jungen Zeichner, die auch unter dem Synonym Blutkru firmierten, herausgaben. In der folgenden Zeit erschienen insgesamt 11 Hefte, doch aufgrund der teils expliziten Darstellungen wurde die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften darauf aufmerksam, so dass die Ausgaben 8 bis 10 allesamt auf dem Index landeten. Daher entschloss sich die Redaktion dazu, das Heft mit Nummer 11 einzustellen. Ausgabe Nummer 11 wurde auch in deutlich geringerer Auflage als die Vorgängerexemplare gedruckt und diente im Wesentlichen dazu, einfach nur die Abonnenten zu bedienen.

Doch warum landeten die Ausgaben 8 bis 10 eigentlich auf dem Index? Nun, das Indizierungsverfahren wurde auf Antrag des Jugendamtes der Stadt Bochum eingeleitet. Man nahm besonderen Anstoß an Formulierungen wie z.B. „wir Menschenblut-Leser gehen ja nachts nach dem samstäglichen Frauenmord gern ein Bier trinken oder ins Kino“ in einer Filmbesprechung zu Das Haus an der Friedhofsmauer, die nach Ansicht der antragstellenden Behörde impliziere, „dass ein Menschenblut-Leser Frauen als Wochenendbeschäftigung“ umbringe. Irre, oder? Zudem hieß es laut Bundesprüfstelle, dass die Hefte geeignet dazu wären, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu verwirren und somit sittlich zu gefährden. Und so landeten besagte Ausgaben am 8. November 1984 auf dem Index.

Die Zeichner gaben sich allerdings nicht gänzlich geschlagen, so dass die Reihe Mitte der 1990er Jahre wieder aufgelegt wurde. Daraufhin folgten sogar mehrere ICOM Independent-Comic-Preis und eine Steigerung der Qualität wurde forciert. Aus einem Zusammenspiel interner Streitigkeiten, konzeptioneller Probleme mit dem Heft und den sich mehr und mehr abzeichnenden individuellen Laufbahnen der Hauptakteure, wurde das Magazin nach dem 37. Heft, das 2001 veröffentlicht wurde, eingestellt. Nichts desto trotz gehören die Menschenblut Comics zur deutschen Comiclandschaft und bilden einen besonderen Platz in deren Historie.